“Ihr seid cool, wenn ihr ihr selber bleibt!”

Christoph Rickels ist als Botschafter für gewaltfreies Miteinander zu Gast an der GAZ. Und alle hören zu. Der Faustschlag, der Christoph Rickels’ gesunde Seite seines knapp 20 Jahre jungen Lebens kostet, kommt aus dem Nichts. Tatort ist eine Disko in Norddeutschland.

Das Video einer Überwachungskamera zeigt kaum eine Sekunde lang einen Täter aufblitzen, etwa so alt wie sein Opfer. Der Schlag trifft die Schläfe, der Kopf den Boden. Hirnblutung, Koma. Rickels ist ein Kämpfer. Schon immer gewesen. Wollte Polizist werden - “kein einfacher Bulle, sondern einer von denen, die auch was zu sagen haben.” Als er erwacht, hat er gar nichts mehr zu sagen, der Sprachnerv ist kaputt. Rickels ist spastisch gelähmt, kann keinen Ball mehr fangen. Mühsam ringt er sich ins Leben zurück, lernt wieder zu sprechen, zu laufen. Das Weinen bleibt auf der Strecke, statt Tränen kommt ein kurzes, verlegen klingendes Lachen: “Der Schlag hat mich kaputt gemacht” Der langsam Sprechende hat sein jugendliches Publikum aus dem Jahrgang 7 fest im Blick, wenn er schlicht und zugleich zum ewigen Zweifel verdammt fragt: “Warum ist das passiert?” Die Antwort gibt er leise selbst: “Weil ein Macker ein’ auf dicke Hosen machen musste...”

Seine Botschaft an die wie gebannt hörenden Schülerinnen und Schüler ist genauso einfach wie eindringlich und echt: “Wir haben es selbst in der Hand, ein Stoppschild hochzuhalten, wenn in unserem, eurem Leben etwas echt Ätzendes passiert!” Früher hat Rickels gerappt, geboxt, feierte Vorbilder wie Bushido, war um keinen Spruch und wohl auch um kaum einen Fight verlegen. Heute steht er als Botschafter für gewaltfreies Leben vor Klassen wie der 7c.

Er weiß, dass man sich von nichts und von niemandem zu etwas verleiten lassen darf: “Ignoriert die dummen Posen von irgendwelchen lachhaften Spacken da draußen im Netz oder von Schlägeraffen unten auf der Straße. Ihr seid cool, wenn ihr ihr selber bleibt! Und wenn ihr nicht mitmacht. Lasst uns unser Leben und irgendwann auch das eurer eigenen Kinder lebenswert machen. Lasst uns Stopp sagen!” Im vollen Raum würde man eine Stecknadel fallen hören. Die Stille unterbricht nur ein schnelles Lachen. Es klingt verlegen und kommt von vorne.

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